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Veränderungen initiieren und Früchte gemeinsam ernten

Vor der Eingangstür stehen 17 Paar Schuhe, kleine und grosse. Hinein geht es nicht in einen Kindergarten, sondern in die Wohnung der Familie Müller. Zeichnungen und Wimpel dekorieren die Wände, auf dem Tisch steht eine Schale mit Orangen – bestückt mit den Namen der Kinder, die aus Nägeli gesteckt sind: Elin, Felicia, Anaëlle und Samira. In der Wohnung an der St.-Karli-Strasse herrscht gemütlicher Feierabendtrubel. Nach einer kurzen Plauderei springen die vier Mädchen zwischen sechs und neun Jahren ins Spielzimmer und überlassen das Terrain den Erwachsenen: Andrea und Andi Müller sind zwei von mehreren Beteiligten, die den Verein «Seed of Change» gegründet haben. Der Verein ist für sein Engagement im Quartier Untergrund mit dem Anerkennungspreis Quartierleben 2021 der Stadt Luzern und mit 5000 Franken ausgezeichnet worden (siehe Randspalte S. 17). Mit an Bord sind mehrere Einzelpersonen und Familien. «Es gibt keine starre Zusammensetzung», sagen die beiden und betonen, dass der Verein auf dem Papier zwar wichtig, das Mitmachen jedoch unkompliziert und für alle offen sei. Botschaften über den Fluss «Die Familie Leutwyler gehört mit zum Kernteam, sie wohnt gleich gegenüber – nur dass dazwischen die Reuss liegt», sagt Andi Müller, zeigt zum Fenster hinaus und lacht: «Im Sommer haben wir einmal sogar eine Seilbahn über den Fluss gespannt, mit der Botschaften hin- und hergeschickt werden konnten.» Ein Spass für die Kinder hüben wie drüben, denn auch Leutwylers haben Kinder im ähnlichen Alter. Das ist eine gute Voraussetzung für den Verein, der insbesondere auch in den Schulferien rund um das Dammgärtli präsent ist. Sei es mit einer Malaktion, einem Zvieri-Nachmittag oder einer anderen witzigen Mitmachaktion – schon nur die Kinderschar der beiden Familien sorgt für eine lebhafte Stimmung. «Wenn der Verein etwas auf die Beine stellt, sind wir auch dabei und das freut die Kinder. Anders gesagt: Unser Engagement ist ein familientaugliches Hobby», sagen die Müllers. Knotenpunkt Dammgärtli In den letzten zwei Jahren wurde beispielsweise zu Pinsel und Farbe gegriffen, um den Löwenwagen zu bemalen, die Dammwand aufzupeppen, den Platz rund um die Rutschbahn zu gestalten und den Unterstand zu verschönern. Mitgemacht haben dutzende Freiwillige aus dem Quartier, die grösstenteils spontan zu den Aktionen gestossen sind. Und natürlich kommt auch das Gesellige nicht zu kurz: Beim Bräteln kommt man ins Gespräch, und für einen Kafi verweilen auch Passantinnen und Vorübergehende gerne für einen Moment. «Das ist super an dieser Lage: Das Dammgärtli funktioniert als eine Art Knotenpunkt. Hier treffen sich mehr oder weniger zufällig unterschiedlichste Leute. Und wenn etwas läuft, können sowohl Kinder wie Erwachsene abgeholt werden.» Auch anders wachsen als geplant Inspiration haben sich die Mitwirkenden bei «Cup of Color» geholt: Unter diesem Namen gestalten Aktivistinnen und Aktivisten weltweit zusammen mit Menschen vor Ort die jeweilige Umgebung, zum Beispiel auch aus dem Appenzellischen. «Wir sind mit den Strippenziehern befreundet, sie sind auch schon nach Luzern gekommen und haben tatkräftig mitgeholfen», sagen Müllers. Auch in Luzern ist der Name des Vereins treffend: «Seed of Change» heisst auf Deutsch «Samen der Veränderung». «Der Name ist auf verschiedenen Ebenen symbolisch. Etwas säen oder pflanzen, das sich entwickelt und mal langsam oder mal schneller kleine Veränderungen bringt», sagt Andrea Müller. «… dazu gehört auch, dass etwas mal nicht gelingt oder anders ‹wächst› als geplant», ergänzt ihr Partner und illustriert dies an einem Beispiel: «Während des Sommerfests regnete es plötzlich wie aus Kübeln! Statt locker verteilt im Pärkli, drängten sich plötzlich alle unter den kleinen Unterstand – diese Ausnahme-situation sorgte schnell für gute Stimmung.» Nach Luzern ist die Familie Müller erst vor vier Jahren aus dem kleinen Dorf Reitnau im Kanton Aargau hergezogen, und zwar absichtlich in dieses Quartier. «Es war für uns schon länger ein Wunsch, am gleichen Ort wie die Familie Leutwyler zu wohnen, mit der wir seit Langem befreundet sind. Als dann diese Wohnung an der St.-Karli-Strasse zu haben war, entschlossen wir uns für den Umzug. Und haben es alles andere als bereut!» Dass das Quartier rund um die Basel- und Bernstrasse nicht nur einen guten Ruf hat, sei ihnen zwar zu Ohren gekommen. Aber es habe sie nicht wirklich beschäftigt und jetzt zeigt sich, dass die Vorteile bei weitem überwiegen: «Wir finden es schön, dass hier Menschen aus vielen Ländern leben und auch sonst ganz diverse Lebenswelten zusammenkommen. Das gibt eine lebendige Atmosphäre.» Dörfliche Qualitäten stärken Durch ihr Engagement ist die Familie sehr schnell angekommen in Luzern. Dabei helfen die verschiedenen Angebote im Quartier. «Die bestehenden Netzwerke wie BaBeL oder Sentitreff waren und sind sehr gute Türöffner und Unterstützer für unseren Verein – wir konnten uns sozusagen in ein gemachtes Nest setzen», sagen Andrea und Andi Müller und schmunzeln. Nichtsdestotrotz: Damit etwas wächst, sich bewegt und verändert, braucht es Leute, die Ideen einbringen und anreissen. «Unterdessen hat sich eine Eigendynamik entwickelt, manche beteiligen sich spontan, wenn etwas läuft, andere kommen im Vorbeigehen dazu. Willkommen sind immer alle.» Der Familie ist es wichtig, nicht in einer anonymen Umgebung zu leben, und sie sieht sich auch in der Verantwortung, etwas zum Zusammenleben beizusteuern. «Jedes Quartier hat seine dörflichen Qualitäten, und es ist schön, einander kennenzulernen und zusammen an einem Strick zu ziehen.» Und was passiert mit den 5000 Franken, die der Verein «Seed of Change» als Auszeichnung bekommen hat? «Einen konkreten Plan für die Verwendung haben wir noch nicht», sagen Andrea und Andi Müller. Das stimmt allerdings nicht ganz: Für die Adventszeit hat sich der Verein nämlich etwas Schönes ausgedacht und dazu einen kleinen Teil des Preisgeldes angezapft. «Wenn der Kioskbetreiber Darko beim Kreuzstutz jeweils am Abend den Raclette-Ofen andreht, sind wir oft dort. Und verteilen als Aufsteller kleine Geschenke an die Leute.» Text: Christine Weber, freischaffende Journalistin Wertschätzung für Quartier-Engagement Bereits zum vierten Mal ist der Anerkennungspreis Quartierleben der Stadt Luzern verliehen worden: 2021 geht er an den Verein «Seed of Change». Der Anerkennungspreis bedeutet einerseits öffentliche Wertschätzung, und ist andererseits mit einem Preisgeld von 5000 Franken dotiert. Im Verein «Seed of Change» engagieren sich mehrere junge Familien und Einzelpersonen für die Aufwertung ihres Quartiers rund um die Bern- / Baselstrasse und die St.-Karli-Strasse. Gute Stimmung bei Aktionen In den letzten drei Jahren hat «Seed of Change» während mehrerer Wochen im Dammgärtli zusammen mit Quartierbewohnerinnen und -bewohnern die Umgebung gestaltet. So wurden beispielsweise der Löwenwagen und die Rutschbahn bemalt und die Grünanlage verschönert. Auch mit Zvieri-Anlässen und einem Sommerfest ist es dem jungen Verein gelungen, gute Stimmung zu schaffen und das Zusammenleben im Quartier zu fördern. Weitere Beiträge im Stadtmagazin Stadtmagazin 1/2022

2022-01-10 14:05:05
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Quelle: Stadt Luzern

Vor der Eingangstür stehen 17 Paar Schuhe, kleine und grosse, wie die Stadt Luzern berichtet.

Hinein geht es nicht in einen Kindergarten, sondern in die Wohnung der Familie Müller. Zeichnungen und Wimpel dekorieren die Wände, auf dem Tisch steht eine Schale mit Orangen – bestückt mit den Namen der Kinder, die aus Nägeli gesteckt sind: Elin, Felicia, Anaëlle und Samira.

In der Wohnung an der St.-Karli-Strasse herrscht gemütlicher Feierabendtrubel. Nach einer kurzen Plauderei springen die vier Mädchen zwischen sechs und neun Jahren ins Spielzimmer und überlassen das Terrain den Erwachsenen: Andrea und Andi Müller seien zwei von mehreren Beteiligten, die den Verein «Seed of Change» gegründet haben.

Der Verein sei für sein Engagement im Quartier Untergrund mit dem Anerkennungspreis Quartierleben 2021 der Stadt Luzern und mit 5000 Franken ausgezeichnet worden (siehe Randspalte S. 17).

Mit an Bord seien mehrere Einzelpersonen und Familien. «Es gibt keine starre Zusammensetzung», sagen die beiden und betonen, dass der Verein auf dem Papier zwar wichtig, das Mitmachen jedoch unkompliziert und für alle offen sei.«Die Familie Leutwyler gehört mit zum Kernteam, sie wohnt gleich gegenüber – nur dass dazwischen die Reuss liegt», sagt Andi Müller, zeigt zum Fenster hinaus und lacht: «Im Sommer haben wir einmal sogar eine Seilbahn über den Fluss gespannt, mit der Botschaften hin- und hergeschickt werden konnten.» Ein Spass für die Kinder hüben wie drüben, denn auch Leutwylers haben Kinder im ähnlichen Alter.

Das sei eine gute Voraussetzung für den Verein, der insbesondere auch in den Schulferien rund um das Dammgärtli präsent ist. Sei es mit einer Malaktion, einem Zvieri-Nachmittag oder einer anderen witzigen Mitmachaktion – schon nur die Kinderschar der beiden Familien sorgt für eine lebhafte Stimmung.

«Wenn der Verein etwas auf die Beine stellt, seien wir auch dabei und das freut die Kinder. Anders gesagt: Unser Engagement sei ein familientaugliches Hobby», sagen die Müllers.In den letzten zwei Jahren wurde beispielsweise zu Pinsel und Farbe gegriffen, um den Löwenwagen zu bemalen, die Dammwand aufzupeppen, den Platz rund um die Rutschbahn zu gestalten und den Unterstand zu verschönern.

Mitgemacht haben dutzende Freiwillige aus dem Quartier, die grösstenteils spontan zu den Aktionen gestossen sind. Und natürlich kommt auch das Gesellige nicht zu kurz: Beim Bräteln kommt man ins Gespräch, und für einen Kafi verweilen auch Passantinnen und Vorübergehende gerne für einen Moment.

«Das sei super an dieser Lage: Das Dammgärtli funktioniert als eine Art Knotenpunkt. Hier treffen sich mehr oder weniger zufällig unterschiedlichste Leute.

Und wenn etwas läuft, können sowohl Kinder wie Erwachsene abgeholt werden.»Inspiration haben sich die Mitwirkenden bei «Cup of Color» geholt: Unter diesem Namen gestalten Aktivistinnen und Aktivisten weltweit zusammen mit Menschen vor Ort die jeweilige Umgebung, zum Beispiel auch aus dem Appenzellischen. «Wir seien mit den Strippenziehern befreundet, sie seien auch schon nach Luzern gekommen und haben tatkräftig mitgeholfen», sagen Müllers.

Auch in Luzern sei der Name des Vereins treffend: «Seed of Change» heisst auf Deutsch «Samen der Veränderung». «Der Name sei auf verschiedenen Ebenen symbolisch.

Etwas säen oder pflanzen, das sich entwickelt und mal langsam oder mal schneller kleine Veränderungen bringt», sagt Andrea Müller. «… dazu gehört auch, dass etwas mal nicht gelingt oder anders ‹wächst› als geplant», ergänzt ihr Partner und illustriert dies an einem Beispiel: «Während des Sommerfests regnete es plötzlich wie aus Kübeln! Statt locker verteilt im Pärkli, drängten sich plötzlich alle unter den kleinen Unterstand – diese Ausnahme-situation sorgte schnell für gute Stimmung.»Nach Luzern sei die Familie Müller erst vor vier Jahren aus dem kleinen Dorf Reitnau im Kanton Aargau hergezogen, und zwar absichtlich in dieses Quartier.

«Es war für uns schon länger ein Wunsch, am gleichen Ort wie die Familie Leutwyler zu wohnen, mit der wir seit Langem befreundet sind. Als dann diese Wohnung an der St.-Karli-Strasse zu haben war, entschlossen wir uns für den Umzug.

Und haben es alles andere als bereut!» Dass das Quartier rund um die Basel- und Bernstrasse nicht nur einen guten Ruf hat, sei ihnen zwar zu Ohren gekommen. Aber es habe sie nicht wirklich beschäftigt und jetzt zeigt sich, dass die Vorteile bei weitem überwiegen: «Wir finden es schön, dass hier Menschen aus vielen Ländern leben und auch sonst ganz diverse Lebenswelten zusammenkommen.

Das gibt eine lebendige Atmosphäre.»Durch ihr Engagement sei die Familie sehr schnell angekommen in Luzern. Dabei helfen die verschiedenen Angebote im Quartier.

«Die bestehenden Netzwerke wie BaBeL oder Sentitreff waren und seien sehr gute Türöffner und Unterstützer für unseren Verein – wir konnten uns sozusagen in ein gemachtes Nest setzen», sagen Andrea und Andi Müller und schmunzeln. Nichtsdestotrotz: Damit etwas wächst, sich bewegt und verändert, braucht es Leute, die Ideen einbringen und anreissen.

«Unterdessen habe sich eine Eigendynamik entwickelt, manche beteiligen sich spontan, wenn etwas läuft, andere kommen im Vorbeigehen dazu. Willkommen seien immer alle.» Der Familie sei es wichtig, nicht in einer anonymen Umgebung zu leben, und sie sieht sich auch in der Verantwortung, etwas zum Zusammenleben beizusteuern.

«Jedes Quartier habe seine dörflichen Qualitäten, und es sei schön, einander kennenzulernen und zusammen an einem Strick zu ziehen.»Und was passiert mit den 5000 Franken, die der Verein «Seed of Change» als Auszeichnung bekommen hat? «Einen konkreten Plan für die Verwendung haben wir noch nicht», sagen Andrea und Andi Müller. Das stimmt allerdings nicht ganz: Für die Adventszeit habe sich der Verein nämlich etwas Schönes ausgedacht und dazu einen kleinen Teil des Preisgeldes angezapft.

«Wenn der Kioskbetreiber Darko beim Kreuzstutz jeweils am Abend den Raclette-Ofen andreht, seien wir oft dort. Und verteilen als Aufsteller kleine Geschenke an die Leute.»Bereits zum vierten Mal sei der Anerkennungspreis Quartierleben der Stadt Luzern verliehen worden: 2021 geht er an den Verein «Seed of Change».

Der Anerkennungspreis bedeutet einerseits öffentliche Wertschätzung, und sei andererseits mit einem Preisgeld von 5000 Franken dotiert.In den letzten drei Jahren habe «Seed of Change» während mehrerer Wochen im Dammgärtli zusammen mit Quartierbewohnerinnen und -bewohnern die Umgebung gestaltet. So wurden beispielsweise der Löwenwagen und die Rutschbahn bemalt und die Grünanlage verschönert.

Auch mit Zvieri-Anlässen und einem Sommerfest sei es dem jungen Verein gelungen, gute Stimmung zu schaffen und das Zusammenleben im Quartier zu fördern.Sie besuchen unseren Webauftritt mit dem Internet Explorer. Dieser veraltete Browser stellt die Webseiten möglicherweise nicht korrekt dar und könne Sicherheitsprobleme verursachen.

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