Logo newsbot.ch

Wissenschaft

Studie verbindet steigende Sojaproduktion mit Kindertodesfällen

Die steigende Sojaproduktion in Brasilien steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Todesrate von unter Zehnjährigen an akuter lymphatischer Leukämie (ALL), wie eine populationsbasierte Untersuchung zeigt. Der verstärkte Einsatz von Pestiziden, insbesondere Glyphosat, und deren Verteilung über die Wasserversorgung werden als mögliche Ursachen diskutiert.

2023-10-31 18:25:04
newsbot by content-proivder.ch GmbH
Quelle: Science Media Center Deutschland

  • Im Rahmen einer populationsbasierten Untersuchung wurde in Brasilien ein Zusammenhang zwischen der steigenden Sojaproduktion und der Todesrate von unter Zehnjährigen an akuter lymphatischer Leukämie (ALL) gefunden.
  • Die Studie, die im Fachjournal „PNAS“ erschienen ist (siehe Primärquelle), leitet ihr Ergebnis aus dem durch den verstärkten Sojaanbau gestiegenen Pestizideinsatz und dessen Verteilung über die Wasserversorgung her.

Bislang wurden die gesundheitlichen Auswirkungen von Pestiziden vor allem bei akuter hoher Dosierung untersucht, beispielsweise in Labor- und Tierexperimenten oder bei Personen, die Pestiziden länger direkt ausgesetzt waren, wie beispielsweise Erntehelfenden [I]. Da in Brasilien der Sojaanbau innerhalb der vergangenen Jahre rapide gestiegen ist und Pestizide – primär Glyphosat – dort hochdosiert eingesetzt werden, widmen sich die Studienautorinnen den langfristigen Auswirkungen niedrigdosierter Pestizidbelastung auf die breite Bevölkerung.

In der vorliegenden Analyse fokussierten sie sich auf die Zunahme der Krebssterblichkeit von Kindern unter zehn Jahren während der Ausweitung des Sojaanbaus in den Cerrado- und Amazonas-Biomen in Brasilien. Sie werteten hierfür Gesundheitsdaten der Jahre 2008 bis 2019 aus und berücksichtigten dabei die Flussverläufe sowie die Entfernungen zu Krankenhäusern, die Kinder mit Krebserkrankungen behandeln.

Die Forscherinnen schätzen, dass zwischen 2008 und 2019 123 Kinder unter zehn Jahren durch die Sojaproduktion entstandene ALL starben.

Die Pestizide würden vor allem über das kontaminierte Flusssystem verteilt werden und zu den Erkrankungen der Kinder führen. Die Nähe zu einem Krankenhaus, das Krebstherapien für Kinder anbietet, würde die Sterblichkeit jedoch unwahrscheinlicher machen.

Die Forscherinnen räumen ein, dass der Zusammenhang nicht kausal sein muss, sie mit ihrer Studie jedoch diverse Alternativerklärungen, wie die Pestizidbelastung durch den Anbau anderer Güter, andere Risikofaktoren wie Alkohol- und Tabakkonsum oder auch Placebo-Effekte, ausschließen.

  • „Es werden vermehrt Studien veröffentlicht, die eine Assoziation zwischen Pestizidbelastung in der Umwelt und Krankheiten aufzeigen. Wie auch in der vorliegenden Studie werden dabei Krankheitsfälle lediglich bei einem geringen Anteil der Population identifiziert. Dies ist bei niedriger Exposition auch zu erwarten.“
  • „Die vorliegende Untersuchung erfolgte auf der Basis einer sehr guten Datengrundlage. Insbesondere die Erfassung der Veränderung der Sojaproduktion, sowie die räumliche Differenzierung der beobachteten Inzidenzen, ermöglicht es eine überzeugende Assoziation zwischen Belastung und Krankheitsfällen herzustellen.“
  • „Es ist plausibel, dass die Assoziation zwischen dem Sojaanbau beziehungsweise Pestizideinsatz und der Krankheitslast bei Kindern nicht nur korrelativ ist; sondern ein ursächlicher Zusammenhang besteht. Dies liegt begründet in der Beobachtung, dass flussabwärts des Sojaanbaus eine höhere Inzidenz als flussaufwärts beobachtet wurde. Somit ist es wahrscheinlich, dass die Erkrankungen mit einer anbaubedingten Belastung des Trinkwassers in Verbindung gebracht werden kann. Andere Ursachen als Pestizide sind in diesem Wirkszenario schwer vorstellbar.“

(Quelle:Science Media Center Deutschland Bearbeitet mit ChatGPT)

Suche nach Stichworten:

verbindet steigende Sojaproduktion Kindertodesfällen