Regional
Mona-Lisa Kole: «Wir sind alle verschieden und das ist gut so» (Bild: Stadt Bern)
Vom 18. bis 25. März findet die 13. Aktionswoche gegen Rassismus statt, wie die Stadt Bern schreibt.
Im Interview sagt Mona-Lisa Kole, Projektleiterin, auf welche Programmpunkte sie sich am meisten freut, wie für sie eine ideale Stadt aussieht und was sie an ihrer Arbeit schätzt.Angekommen sei ein grosses Wort! Instinktiv würde ich eher mit Nein antworten. Ich könne sicher sagen, dass ich mich in meiner Rolle und meinem Team sehr wohl fühle und einen Überblick über die Verwaltungsabläufe habe.
Es gibt aber noch sehr viel zu sehen, zu lernen und zu tun – das macht den Job unglaublich spannend. Genau das habe mich an dieser Stelle interessiert: ihre Vielfältigkeit.
Entsprechend hoffe ich, dass ich so schnell nicht «ankomme», sondern weiterhin das Privileg habe, in meiner Stelle gefordert zu werden.Eine ideale Stadt sei eine, in der ich nicht erst inkludiert werden muss, sondern mitgedacht werde; eine Stadt, in der ich mich so viel oder so wenig einbringen kann, wie ich es möchte. Eine Stadt, die Teilhabe, Chancengleichheit und Vielfalt lebt und sicherstellt – und das für alle.
Dafür müssen wir anfangen, mit den Marginalisiertesten unter uns zusammenzuarbeiten. Wir alle brauchen Zugang zu Kultur, Bildung, Gesundheit, Wohnungs- und Arbeitsmarkt.
Wir wünschen uns alle finanzielle Stabilität und Wohlbefinden. All dies sollte nicht davon abhängig sein, ob ich einen Schweizerpass oder einen Uni-Abschluss habe, arm, queer, Schwarz, behindert, muslimisch oder nichtbinär bin.
Wir seien alle verschieden und das sei gut so. Deshalb sei für mich eine ideale Stadt, eine Stadt die zugänglich ist.
Eine Stadt für alle.2021 lag der Fokus auf Abläufen, also welche Mechanismen Rassismus strukturell in unserem Alltag und unseren Institutionen verfestigen. Zum Beispiel ging es darum, wie Personalfachleute Rassismus im Bewerbungsverfahren erkennen und diesen vorbeugen.
2022 thematisierte die Aktionswoche Zugänge und wie wir diese nachhaltig schaffen können. In der Verwaltung könnte das beispielsweise sein, die Art und Weise anzupassen, wie Informationen vermittelt werden, damit möglichst alle einen fairen Zugang haben.
Die 13. Aktionswoche gegen Rassismus werde das Unterthema «Ressourcen» tragen: Welches Wissen, welche Werkzeuge und welche Form des Austausches braucht es, um strukturellen Rassismus zu erkennen und zu bekämpfen? Gibt es «Best Practices», die sich in anderen Städten bewährt haben? Gibt es Richtlinien, die wir anpassen oder übernehmen können? An wen können wir uns bei Fragen und Unsicherheit wenden?Das sei sehr schwierig, weil das Programm unglaublich toll ist. Die Aktionswoche habe für alle etwas! Es gibt Touren, Videoinstallation, Hörspiele und Veranstaltungen zum kolonialen Erbe der Schweiz, zum Thema Rassismus und Klimaveränderung oder auch zu Rassismus im Sportverein.
Besonders schön finde ich die vielen Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und exklusiven Veranstaltungen für rassifizierte Menschen – damit es auch Räume zur Stärkung gibt. Persönlich freue ich mich sehr auf die Veranstaltung der Fachstelle für Migrations- und Rassismusfragen «Rassismus schliesst Türen — öffnen wir sie!» am Samstag, 18. März (14 – 18 Uhr).
Wir werden dort Türstopper herstellen und gemeinsam über die Arbeit der Stadt Bern und ihren Partner*innen im Kampf gegen Rassismus sprechen.Ausserdem freue ich mich auf die vielen Veranstaltungen zu Rassismus in der Schule, zum Beispiel die Podiumsdiskussion von baba news «Rassismuskritische Arbeit an Schulen». Für mich als Projektleiterin werde wohl der letzte Tag der Aktionswoche am entspanntesten sein und da gibt es zwei Veranstaltungen, auf die ich mich sehr freue: «Wissen sei Ressource – Hören wir zu!»; ein Austausch mit geflüchteten Frauen.
Und ebenfalls am letzten Tag findet das Theaterexperiment «Das Unausgesprochene im Dialog» statt. Dort werde rassistische Diskriminierung nachgestellt und dekonstruiert.Für mich sei ein Verständnis von Intersektionalität, sprich die verschränkte Wirkung von Diskriminierungen, bei der Arbeit zentral.
Es ermöglicht verschiedene Formen von Diskriminierung nicht nur parallel zu verstehen, sondern auch ihre gemeinsame Wirkung. Intersektionalität bedeutet also nicht einfach «Mehrfachdiskriminierung», sondern sei eine Methode, um die gleichzeitige Wirkung von Mehrfachdiskriminierung zu erkennen.
So können Angebote breiter gedacht werden. Unter den Fachstellen besteht ein regelmässiger Austausch.
Das stärkt intersektionale Herangehensweisen. Ein tolles Gefäss sei zum Beispiel die Fachkonferenz Diversität, bei der sich die verschiedenen Fachstellen austauschen und koordinieren.
Das sei auch allgemein, was ich an der Arbeit bei der Stadt schön finde, die grosse Bereitschaft zusammenzuarbeiten. Ich freue mich, intern die Themen Rassismus und Diskriminierung möglichst breit platzieren und behandeln zu können.
Am 17. Mai, zum Beispiel, sprechen wir im Rahmen von WissenStadtEssen über rassistische Diskriminierung am Arbeitsplatz. Kommt also vorbei!2011 lancierte die Stadt Bern die Aktionswoche gegen Rassismus.
Sie findet jeweils um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, statt. Sie beinhaltet eine öffentliche Kampagne, an der sich die Gemeinden Ittigen, Köniz, Muri und Ostermundigen beteiligen.
Beim Veranstaltungsprogramm wirken über 30 Organisationen der Zivilgesellschaft mit. Mehr Informationen zum Programm gibt es auf der Seite www.berngegenrassismus.ch..
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